Land NRW unterstützt Radfahrausbildung an Schulen

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst hat gemeinsam mit dem Vizepräsidenten der Landesverkehrswacht Peter Schlanstein (VOD) am 25. Juni 2021 an einer Radfahrprüfung in Borken teilgenommen.

 

Die Kinder der Engelradingschule sind gerüstet für den Straßenverkehr. (Fotoquelle: LVW NRW)

Als Kernstück schulischer Verkehrserziehung in der Primarstufe endet in der vierten Klasse der Grundschule die Radfahrausbildung mit einer praktischen und einer theoretischen Prüfung. Dazu stellt die Landesverkehrswacht NRW mit ihren 64 örtlichen Verkehrswachten in Nordrhein-Westfalen Radfahrtestbögen zur Verfügung. Die systematische Radfahrausbildung in den Klasse 3 und 4 hat zum Ziel, die Schüler durch die Radfahrprüfung zu führen und ihr Verkehrsverhalten zu verbessern.

Radfahren macht Kindern Spaß, ist gesund, stärkt das Immunsystem, verbessert die Koordination, ist umweltfreundlich und trägt dazu bei, die Mobilität von Kindern zu erhöhen. Ihr Aktionsradius wird variabler und vergrößert sich. Kinder werden dadurch unabhängiger. Mit dem Rad können zunehmend längere Wegstrecken als zu Fuß – und selbständiger als bei einer Mitfahrt im Pkw – zurückgelegt werden. Die neu gewonnene Mobilität durch das selbständige Radfahren kann dazu genutzt werden, zur Schule zu fahren oder Freunde, die weiter entfernt wohnen oder auch entferntere Freizeitorte zu erreichen.

Radfahren ist eine Fertigkeit, die nicht nur bei Kindern kontinuierlich geübt werden sollte, um sicher zu werden und die Sicherheit zu erhalten. Die gegenüber dem Zu-Fuß-Gehen beim Radeln allgemein höheren Fortbewegungsgeschwindigkeiten erfordern meist auch eine raschere Aufmerksamkeitszuwendung, schnellere Wahrnehmung, eine höhere Verarbeitungsgeschwindigkeit und eine kürzere Reaktionszeit.

Doch sicheres Radfahren im Straßenverkehr bedarf noch mehr Fertigkeiten. Hier kommen noch die Straßenverkehrsregeln, die Situationswahrnehmung, die Wahrnehmung der Absichten der anderen Verkehrsteilnehmer und die Handlungsauswahl in der konkreten Situation hinzu. Die Entwicklung eines realitätsorientierten Verkehrsgefühls ist also nötig.

Und ein Helm sollte getragen werden. Er schützt den Kopf vor schweren Verletzungen, für die das Risiko auch bei niedrigen Geschwindigkeiten hoch ist. Schon ein Aufprall mit zehn Kilometern pro Stunde kann zu schweren Hirnschäden führen. Ohne Helm zu fahren bedeutet ein neunmal größeres Risiko schwerer Kopfverletzungen. Die Helmquote, das heißt der Anteil von Radfahrenden, die regelmäßig einen Helm tragen, lag 2020 in Deutschland bei 26 Prozent, so die Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Über alle Altersklassen hinweg ist sie seit der um etwa 3 Prozent gestiegen und erreicht damit ihren bisherigen Höchststand. Etwa 82 Prozent der Kinder von 6 bis 10 Jahren tragen einen Helm. Auch bei den 11- bis 16-Jährigen ist die Nutzung deutlich gestiegen auf mehr als die Hälfte (54 statt 34 Prozent in 2019).

Wenn das Thema Verkehrssicherheit zur Sprache kommt, stehen meistens Unfallstatistiken im Mittelpunkt, allen voran die Zahlen der Getöteten und Verletzten. Kinder nehmen ab dem Schulalter mehr und mehr selbstständig als Fußgänger oder Radfahrer am Straßenverkehr teil. Dies zeigt sich leider auch in den Verunglücktenzahlen. Durchschnittlich alle 20 Minuten kommt in Deutschland ein Kind im Alter von unter 15 Jahren im Straßenverkehr zu Schaden. Kinder verunglücken am meisten als Mitfahrer im Auto. Zwar werden sie von ihren Eltern zu einem Anteil von über 90 Prozent mit einem Kinderrückhaltesystem gesichert. Doch viele Kinder werden bei Autounfällen deswegen verletzt, weil ihre Rückhaltesysteme unvorschriftsmäßig eingebaut und verwendet wurden oder weil sie nur mit dem nicht altersgerechten Erwachsenengurt gesichert waren. Im Alter von 6 bis unter 10 Jahren erhöht sich der Anteil der als Fußgänger verletzten Kinder. Ab 10 bis unter 15 Jahren verunglücken die meisten Kinder mit dem Fahrrad und machen etwa die Hälfte aller Verunglückten dieser Altersgruppe (als Mitfahrer, Fußgänger und Radfahrer) aus.

Im vergangen Jahr wurden nach der amtlichen Statistik 1.957 radelnde Kinder bis 14 Jahren auf den Straßen des Landes NRW verletzt, zwei davon leider tödlich. In den letzten 10 Jahren waren dies 21.500 mit dem Fahrrad verletzte Kinder. Unfälle im Straßenverkehr sind nicht zu Ende, wenn die Zahlen in der Jahresstatistik „abgehakt“ sind. Unfälle können innerhalb von Sekunden das Leben verändern; die Folgen bleiben teilweise auf Dauer – und müssen deshalb unbedingt vermieden werden.

Neben den vorhandenen rechtlichen Rahmenbedingungen und der Qualität der Infrastruktur hängt die Sicherheit im Straßenverkehr regelmäßig vom Verhalten der Menschen ab, z. B. als Radler, aber auch von der Fahrzeugsicherheit, also dem ordnungsgemäßen Fahrrad. Das heißt, auch die Fahrräder müssen verkehrssicher sein, insbesondere das Licht und die Bremsen. So wurden auch die Räder der 4.-Klässer an der Grundschule in Borken durch die Polizei auf Sicherheit geprüft und schließlich durch Minister Wüst mit einer entsprechenden Plakette bestückt.

 

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst und Erster Polizeihauptkommissar Peter Schlanstein bei der diesjährigen landesweiten Öffentlichkeitsaktion zur Radfahrprüfung in Grundschulen. (Fotoquelle: LVW NRW)

Namens der Landesverkehrswacht NRW bedankte Schlanstein sich beim Verkehrsministerium NRW, dem TÜV Rheinland, der Unfallkasse NRW und ebenfalls bei den lokalen Verkehrswachten, die im Rahmen der Radfahrausbildung die Sicherheit der Kinder im Straßenverkehr auch finanziell unterstützen, jedoch besonders auch bei den Lehrenden in der Grundschule, bei den engagierten Eltern und Großeltern sowie auch bei der Verkehrssicherheitsberatung der Polizei. Den jungen Radlerinnen und Radlern wünschte er viel Erfolg bei der bevorstehenden Radfahrprüfung und allzeit eine sichere und unfallfreie Fahrt.

 

Peter Schlanstein wünscht den jungen Radlerinnen und Radlern viel Erfolg bei der bevorstehenden Radfahrprüfung. (Fotoquelle: LVW NRW)

Die Landesverkehrswacht NRW steht unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen und kooperiert mit der VOD in der Hilfe zur Wiedereingliederung von Verkehrsunfallopfern in den Straßenverkehr. In der Landesverkehrswacht NRW sind 64 Verkehrswachten der kreisfreien Städte und Kreise des Landes NRW organisiert. Insgesamt setzen sich in den Verkehrswachten rund 6.000 ehrenamtliche Mitglieder für mehr Sicherheit auf den Straßen und Wegen in Nordrhein-Westfalen ein. Sie sind Ansprechpartner (Lotsen) und geben Unterstützung und Ratschläge, um Verkehrsunfälle zu vermeiden sowie, auch nach einem Verkehrsunfall, ein verbessertes Verständnis und neue Verhaltensperspektiven für den Straßenverkehr erwerben zu können.

 

Gerade in Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland mit der größten Einwohnerzahl und den meisten zugelassenen Fahrzeugen in Deutschland, kommt der Verkehrssicherheit ein besonderer Stellenwert zu.