KEIN OPFER DARF VERGESSEN WERDEN (ACV Profil 1-2017)

Unfallopfer: Nach der Erstversorgung drohen langjährige Auseinandersetzungen
Unfallopfer: Nach der Erstversorgung drohen langjährige Auseinandersetzungen (ACV Profil 1-2017, Seite 19)

Jeden Tag werden auf unseren Straßen bei Verkehrsunfällen rund 200 Menschen schwer verletzt. Die Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland (VOD) setzt sich für sie ein

Manchmal schlägt das Schicksal gnadenlos zu. Michael Beermann (Name von der Redaktion geändert) wurde vor 13 Jahren Opfer eines unverschuldeten Verkehrsunfalls und erlitt schwerste Verletzungen. Mit den Auswirkungen wird der ehemalige Polizist noch heute täglich konfrontiert. Denn er hat so gut wie alles verloren: „Gesundheit, Familie, Geld, Haus – einfach alles.“ Heute wohnt er in einer betreuten Wohnung, benötigt ständige Pflege und kann weder einen Beruf noch seine alten Hobbys ausüben. Hinzu kommen die psychologischen Probleme, die nicht allein aus der Verarbeitung des Unfalls, sondern auch aus den zermürbenden Auseinandersetzungen um die Erstattung der Heilkosten und eine angemessene Entschädigung resultieren.

TROTZ KLARER HAFTUNGSLAGE WERDEN LEISTUNGEN VERZÖGERT

Denn wer glaubt, in einem solchen Fall versicherungstechnisch abgesichert zu sein, kann sich auf eine schnelle Abwicklung nicht immer verlassen. Professor Dr. Wilfried Echterhoff, Vorsitzender der VOD: „Nicht selten müssen Geschädigte trotz klarer Haftungslage erleben, dass die ihnen zustehenden Leistungen im Rahmen des geltenden Rechts verzögert oder sogar vorsätzlich verschleppt werden.“ Erschwerend hinzu kommt, dass es sich dabei in der Regel nicht um Bagatellverletzungen handelt, sondern zumeist um massiv geschädigte Personen, die durch den eingetretenen Schaden ihre erwerbsmäßige Grundlage verloren haben und gesundheitlich nicht in der Lage sind, aus eigener Kraft eine langjährige Auseinandersetzung durchzustehen.

DAS ZIEL DER VOD: MEHR RECHTE FÜR DIE UNFALLOPFER

Deshalb arbeitet der VOD gemeinsam mit Partnern wie beispielsweise dem ACV, der Deutschen Verkehrswacht und der Unfallopfer-Lobby subvenio an Lösungsvorschlägen für effizientere rechtliche Grundlagen und fordert die Umsetzung der bereits 2012 erlassenen Richtlinie des Europäischen Parlaments zu den Mindeststandards für die Rechte von Unfallopfern in nationales Recht. Wilfried Echterhoff: „Es darf nicht sein, dass sehr viele Opfer den Kampf um ihre Rechte ergebnislos aufgeben, weil sie finanziell oder kräftemäßig nicht mehr handeln können.“

SCHUTZ UND IMPULSE

Die Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland (VOD) e. V. wurde im Jahr 2011 gegründet. Sie vertritt als unabhängiger Dachverband die Interessen der deutschen Institutionen und Selbsthilfeeinrichtungen zum Schutz von Verkehrsunfallopfern. Die VOD unterstützt ihre Mitgliedsorganisationen ideell und materiell, zum Beispiel durch politische Aktivitäten, Beteiligung an Forschungs- und Entwicklungsprojekten, durch Veranstaltungen wie Netzwerktreffen oder Symposien sowie durch fachliche Impulse.

 

 

Quelle: ACV Profil 1-2017, Seite 19 (Mitgliederzeitschrift Automobil-Club Verkehr)

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